Ich sprach explizit von den Deutschtürken; folglich einer Gruppe, die sich als eine linguistisch separate, geschlossene soziokulturelle Community in Deutschland inkl. eines transnationalen Charakters identifiziert. Innerhalb dieser Gemeinschaft, klassisch sunnitisch-türkisch und/oder türkische Kurden sunnitisch-gesamttürkischer Ausrichtung - herrschen veraltetet Gesellschaftskonzepte vor, die z.B. einen migrantischen Massenprotest in Deutschland verunmöglichen.
Warum demonstrieren in Frankreich, Schweden, GB, Italien etc. migrantische Hauptgruppen - in Deutschland aber nicht?
Die "soziale Hängematte" ist doch in Schweden stattlicher gefüttert als in Deutschland. Dieser "Integrationserfolg" der hiesigen Deutschtürken kann nicht auf deutsche Politik zurückgeführt werden. Unsere Großväter und Großmütter wurden nach Deutschland entsandt mit der Aufforderungen und eindringlichen Mahnung, bei unseren "uralten preußischen Verbündeten" keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
In ihren Köpfen ist also zum einen kein kolonialistischen Verhältnis zu Deutschland vorrätig, sondern ein gleichwertiges, das eines Bündnispartners. Zum anderen wurden sie im Sinne der türkischen Verfassung erzogen (eigentlich eine ottomanische Staatstradition, die die Kemalisten adaptierten), die besagt, dass nicht das Volk, sondern der Staat (und seine Apparate) das Souverän bildet. Eine radikale Umkehrung zum deutschen Verständnis, eigentlich gar ein dualistisches Bild. Diese Werte hat die Gruppe der Deutschtürken in Deutschland sogar konserviert und reicht es von Generation zu Generation weiter.
Das unterscheidet sie von Deutschkurden, die der PKK nahe stehen. Sie besetzen Autobahnen, dringen illegal in Behörden ein, besetzen Landtage und zwangen in Mannheim die deutsche Polizei beinahe, in eine Gruppe zu feuern. So etwas ist nicht möglich bei uns. Unsere Familien würden uns die Hände brechen, wenn wir Steine auf deutsche Sicherheitsbeamte werfen würden - stattdessen schenken sie ihnen Rosen.
Köln:
Derweil in Südeuropa - eure engsten Verbündeten - Hitlerbilder gezeigt wurden, demonstrierte kaum ein Deutschtürke oder Türke aufgrund der NSU-Morde. Warum? Weil sich das angeblich nicht gehöre. Ist ja der Staat.
Diese Haltung impliziert auch ein Paradox. Wir, die Deutschtürken, weisen den höchsten Grad an Organisation unter allen Migrantengruppen in der BRD auf. Wir sind richtige Vereinsmeier, lobbyieren aber nicht, da wir uns nicht in Angelegenheiten des Staates einmischen wollen.
Diese Werthaltung werde allerdings schwächer mit jeder neuen Generation. Gott sei Dank. Die Deutschen von heute sind keine Preußen mehr, da bin ich preußischer als so manch einer; deshalb müssen wir unsere Rolle in dieser Gesellschaft überarbeiten.