@MarkusS
I know that your German is better than your English skills, so read carefully:
Wird die Türkei kurdischer?
Die Antwort auf diese Frage ist trotz der populären und medial protegierten Wahrnehmung einer "Kurdisierung" der Türkei unmissverständlich klar: Nein, die Türkei wird nicht kurdischer.
Warum ist das so und was sind die Gründe?
• Perzeption. In Westeurope und insbesondere in Deutschland herrscht eine verquere Wahrnehmung zum Thema Kurden. Diejenigen Kurden, die in den Westen fliehen und hier ein politisches Asylgesuch stellen, sind tendenziell nationalistisch und linksgerichtet(er) als diejenigen ihrer Verwandtschaft, die in der Türkei bleiben. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass alle Kurden separatistische Ziele verfolgten, was nicht stimmt.
• Assimilation. Wieviele Kurden gibt es in der Türkei? 20 Mio.? 15 Mio.? 9 Mio.? Woran sollte man eine kurdische Identität konstatieren können? In Europa herrscht immer noch das Konzept der Ethnizität. Anhand der Gene soll bestimmbar sein, zu welchem Volk ein Individuum gehört. Dies ist in der Türkei nicht der Fall. Selbst Du würdest als Türke akzeptiert, wenn Du die Sprache erlenen, zum Islam konvertieren und die türkische Staatsbürgerschaft annehmen würdest. Etwas Unvorstellbares in konservativen Kreisen Westeuropas. Wer ist also Kurde? Ein Türke, der irgendwann kurdische Vorfahren hatte? Ein Türke, der immer noch Kurdisch spricht oder ein Kurde, der unter Beibehaltung seiner Identität sich zur Türkei bekennt? Ein Kurde, der nur Türkisch spricht; ist diese Person ein Kurde? Aus politisch-taktischen Gründen zählen kurdische Nationalisten alle dieser genannten Personengruppen zur kurdischen Identität.
• Einwohnerzahl. In Ostanatolien sinkt die Einwohnerzahl. Die reichen, gebildeten und sozial mobilen Kurden wandern in westtürkische, urbane Zentren; dort, wo binnen weniger Generation eine totale Angleichung an das Türkische stattfindet. Deshalb glauben viele PKK-Anhänger auch an die Verschwörungstheorie, dass die Türkei die Kurden im Osten bombardiere, um sie in den Westen zu migrieren. Und ja, die HDP ist im Osten in einigen Regionen etwas stärker geworden, aber sie hat dort unter einer immer kleiner werdenden Gruppe die Stimmen gewonnen. Viele, die ihr die Stimme gaben, sind arm, ungebildet und in schlechter Kondition. Diese Gruppe ist es auch, die eine hohe Geburtenrate aufweist. Deren Geburtenüberschuss führt jedoch nicht zur Kurdisierung, wie fälschlicherweise angenommen wird. Diese Menschen wandern nämlich in den Westen des Landes aus, wo sie Türkisierungstendenzen ausgesetzt sind, die sie nicht stoppen können (oder wollen).
• Falscher Separatismus. Überall dort in der Türkei, wo die HDP am stärksten ist, triffst du auf die größte Armut, das größte Bildungsdefizit und die geringsten Zukunftschancen. Armut und PKK-Terror stehen in einer Korrelation. Reichere Kurden sagen sich los und integrieren sich schneller.
Eine Kurdisierung findet nicht statt, schreibt ein zazastämmiger Türke.