Mein Englisch ist scheiße, deshalb bin ich mal so frei und antworte Ihnen auf Deutsch:
Ich habe nichts gegen eine engere ökonomische Beziehung einzuwenden. Ohnehin ist die Türkei der 5. wichtigste Handelspartner der Europäischen Union und umgekehrt sind die Europäer die wichtigsten Kunden der Türken. Die Ökonomien sind stark miteinander verwoben; die Interdependenzen sind trotz aller politisch motivierter Kritik und parteipolitischer Instrumentalisierung auf beiden Seiten so groß, dass man realpolitisch auch nur eine Option als vernünftig ansehen kann: die sukzessive Integration der Türkei in den europäischen Binnenmarkt.
Diese auf wirtschaftlicher Weitsicht basierende Entscheidung darf und muss nicht zwangsläufig mit einer politisch-institutionellen Einbindung im Kontext des EU-Beitrittsprozesses einhergehen. Wie die Krise der letzten Jahre eindrücklich unter Beweis stellte, wäre ein solcher Schritt dann unabdingbar, sofern wir den Euro einführten. Deshalb argumentiere ich gegen einen türkischen Beitritt in die EU und den Euro.
Wir Türken streben einen ähnlichen Lebensstandard wie in Westeuropa an und können außerordentlich viel von Europa lernen. Das tun wir sehr gerne und ich hoffe gerade auf die Unterstützung der Deutschen, deren längste Verbündete wir doch sind. Dies alles steht für vernünftige Menschen gar nicht infrage - kann es auch nicht. Unsere Souveränität jedoch ist uns nicht geschenkt worden - sie wurde genommen, wie Atatürk das treffend beschrieb.
Ich habe keine Lust, diese an Brüssel zu verlieren. Das ist mir der höhere Lebensstandard dann auch wieder nicht wert. Deshalb müssen Europäer und Türken endlich ihr Verhältnis klären.
Mein Vorschlag: sich ehrlich machen.
Beitrittsprozess findet statt ohne Blockade. Nach Erfüllung der Kriterien seitens der Türkei eine EU-weite Abstimmung, deren Ergebnis bindend wäre - so etwas würde auch die plebiszitären Elemente innerhalb der EU stärken; uns demokratisieren, aber sie auch.
Ich bin auch so frei und senke ein bisschen die Rate der Fachbegriffe und die Eloquenz, um die Verständigung einfacher und schneller zu gestalten
Dass die Türkei ein wichtiger Partner der Europäischen Union ist, steht außer Frage, jedoch muss
ich Ihnen auch wiedersprechen. Falls ich Sie richtig verstanden habe, lautete Ihre Aussage, dass falls die Türkei der Währungsunion beitrete und in den europäischen Binnenmarkt intergriert werde, dies nicht bedeute, dass die Türkei auch der EU beitreten werde. Ich gebe gerne zu, dass ich jetzt nicht recherchiert habe, dennoch behaupte ich (lasse mich gerne korrigieren), dass die politische Einbindung bisher immer Hand in Hand mit dem Beitrit zur Währungsunion gegangen ist.
Den Wunsch nach einem hohen Lebensstandard haben wir alle. Die Türkei und auch vorallem andere Länder am Persischen Golf wie auch der Iran können viel vom Westen lernen, das aber ist ein anderes Thema.
Schlußendlich möchte ich gerne nochmal auf das Zitat von Atatürk eingehen. Ja in der tat stimmt die Aussage, doch das abgeben von Kompetenzen, wie sie an die EU abgegeben werden, sind alles politische Prozesse auf demokratischem Grund und Boden. Es ist nicht das Ziel der EU, dass ein Land seine Souveränität abgibt, sondern eine starke Gemeinschaft zu bilden, die Handelsbeschränkungen, Reisebeschränkungen abzubauen und freundschaftliche Beziehungen aufzubauen. Diese Gemeinschaft soll auch geschloßen und entschloßen ihre Außenpolitik betreiben, dabei werden Interessen demokratisch abgewägt und man sucht nach einer Lösung, mit der alle zufrieden sind.
Ich möchte betonen, dass ich jetzt nicht wirklich tief auf Ihren Text eingegangen bin und es ist auch gut möglich, dass ich sehr lückenhaft argumentiert habe, aber leider muss ich mich auf eine Prüfung vorbereiten. Die Disskusion können wir gerne später, auch im privaten, fortsetzen.
Das würde mich auf jeden Fall sehr freuen
Grüße